Weitere Informationen:

www.flightoftheswans.org

wwt.org.uk

Flug der Schwäne

Um auf den dramatischen Rückgang der Zwergschwäne aufmerksam zu machen, hat die Stiftung ‚Wildfowl and Wetland Trust‘ (WWT) in Slimbridge, Großbritannien, das außergewöhnliche Projekt „Flight Of The Swans“ (Flug der Schwäne) initiiert. Sacha Dench, die Leiterin des 7.000-km-Fluges, und ihr Expeditionsteam folgten im Jahr 2016 den Schwänen auf ihrer Reise von der arktischen Tundra durch Skandinavien und Nordeuropa bis zurück nach England. Dabei flog Dench als „menschlicher Schwan“ mit einem Motorparaglider bei Wind und Wetter durch elf Länder – und das länger als 10 Wochen.

„Es war die unglaublichste Reise meines Lebens“, berichtet Dench von ihrem Flug. „Ich kann jetzt viel besser verstehen, wie kompliziert es für die Vögel ist, auf ihren Zugrouten zu navigieren. Ich hatte den Vorteil, dass ich in jedem Land Motorparaglider-Partner hatte, die mir bei der Routenplanung geholfen haben. Außerdem konnte ich per Internet auf Wettervorhersagen zurückgreifen. Die Schwäne dagegen müssen sich jedes Jahr auf ihren Instinkt verlassen. Finden sie an den gleichen Stellen wie im Vorjahr Nahrungsplätze? Durchkreuzen Stromleitungen oder Windenergieanlagen ihren Flugweg? Die Landschaft hat sich zwar immer verändert, aber nie so schnell wie in der heutigen Zeit.“
Zwischen 1995 und 2010 hatte sich der Bestand der Zwergschwäne, die vom arktischen Russland nach Nordeuropa ziehen, von 29.000 auf 18.000 verringert, mit Tendenz nach unten. Mit ihrem Flug wollten Sacha Dench und ihr Team aufzeigen, warum viele Schwäne die Reise nicht überleben. Gleichzeitig sollten die Erkenntnisse mit bereits existierenden Forschungsergebnissen des WWT verknüpft werden, um die Situation der Schwäne möglichst zu verbessern.

Öffentlichkeitsarbeit für Zwergschwäne

In jedem der elf Länder hatte Sacha Dench Partner-Organisationen für Naturschutzbelange, im Landkreis Stade waren dies der Ornithologe Gert Dahms und das ‚Natureum Niederelbe‘. Im ‚Natureum‘ fand ein großer Pressetermin statt und zusätzlich ein Treffen mit allen Interessierten und mehreren Schulklassen aus der Region. „Die Berichterstattung zu meinem Flug war fantastisch“, so Dench. Insgesamt gab es 1.000 Übertragungen im Fernsehen und im Radio sowie über 700 Zeitungs- und Online-Artikel.
Nicht nur die Kinder waren vom Projekt begeistert und fanden es spannend, dass eine Frau mit den Schwänen fliegt. Überall, wo Dench gelandet ist, wurde sie interessiert und voller Hilfsbereitschaft empfangen. „Die Leute fanden es toll, dass jemand etwas so Extremes tut, um eine Spezies zu retten, und dann wollten sie wissen, wie sie helfen können“, beschreibt Dench ihre Erlebnisse. „Ich wurde auf dieser Reise öfter von Fremden umarmt als in meinem ganzen Leben zuvor!“

Schutzmaßnahmen

Neben der außergewöhnlichen Aufklärungsarbeit zur Lebensweise der Zwergschwäne haben der WWT und Sacha Dench weitere Schutzmaßnahmen geplant. „Bei meiner Tour durch elf Länder habe ich immer wieder festgestellt, dass vielen Leuten unklar war, dass es unterschiedliche Schwanenarten gibt“, erklärt Dench. „Da Höckerschwäne dem Jagdrecht unterliegen, Zwergschwäne aber nicht, haben wir einen einfachen Bestimmungsschlüssel für Schwäne herausgegeben. Hiermit können die verschiedenen Arten anhand ihres Aussehens und ihrer Rufe eindeutig identifiziert werden. Wir hoffen, dass dieser zukünftig vielfach genutzt wird.“
Rückblickend ist Dench sich sicher, dass sie mit ihrer Aktion die Leute erreicht hat und sie für den Schutz der Zwergschwäne sensibilisieren konnte. Dass das Projekt großen Eindruck hinterlassen hat, zeigt sich auch darin, dass der „Flug der Schwäne“ preisgekrönt wurde. Im Mai dieses Jahres erhielt Sacha Dench den Umweltpreis in London überreicht für die ‚Kampagne des Jahres‘.