Die Autorin
Janette Hagedoorn-Schüch
ist zuständig für Öffentlichkeitsarbeit im Naturschutzamt des Landkreises Stade.

Weitere Informationen:

 

  • Schutz der Weißstörche im Landkreis Stade
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    Glücksbringer im Aufwind

    Die Zahl der Storchennester im Landkreis Stade nimmt wieder zu. Zehn Brutpaare mehr als im Vorjahr und damit insgesamt 55 besetzte Storchennester lautet das Fazit von Gert Dahms, dem ehrenamtlichen Storchenbetreuer. Seit mehr als 60 Jahren erfasst er den Storchenbestand im Landkreis Stade und ist Ansprechpartner zu Fragen rund um den Weißstorch.

     

    Aus alten Aufzeichnungen aus dem Jahr 1934 geht hervor, dass im Landkreis Stade einstmals 340 Storchenpaare brüteten. Doch im Laufe der nächsten Jahrzehnte nahm der Bestand dramatisch ab und erreichte 2001 mit nur 14 Brutpaaren seinen absoluten Tiefststand. Mittlerweile erholt sich der Storchbestand. Als Ursache dafür sieht Gert Dahms die verkürzte Zugroute vieler Weißstörche. Normalerweise fliegen die Störche Ende August Richtung Afrika, um dort zu überwintern und kehren dann im April zu uns zurück. Doch in den letzten Jahren bleiben viele Störche den Winter über in Spanien, da dort genügend Nahrung zur Verfügung steht. Dadurch verkürzt sich die Zugroute von 10.000 Kilometern auf nunmehr 2.000 Kilometer. Die ankommenden Störche sind ausgeruhter und fitter. Gleichzeitig kehren sie oftmals schon im Februar oder März in den Landkreis zurück. Außerdem beobachtete Dahms, dass die Jungstörche früher geschlechtsreif werden, nicht erst mit vier Jahren, sondern zum Teil bereits mit zwei Jahren. Auch dadurch erhöht sich der Brutbestand.

    Viele flügge Jungvögel

    Je besser die Nahrungssituation ausfällt, desto höher ist der Bruterfolg. In den ersten Wochen werden die Jungvögel mit Regenwürmern gefüttert. Danach gehören Insekten, Frösche und vor allem Mäuse zur Hauptnahrung. 2019 profitierten die Störche von dem hohen Aufkommen an Mäusen. Dadurch wurden in den 45 besetzten Storchennestern 111 Jungvögel flügge, rein statistisch waren es 2,47 Jungvögel pro Nest. In diesem Jahr lag der Wert mit 113 Jungvögeln an 55 Niststandorten mit 2,05 etwas darunter. „Solange die Reproduktionsrate bei zwei oder mehr liegt, ist der Erhalt der Storchenpopulation bei uns im Landkreis gesichert“, so Dahms, der seit 1961 die Bestandsentwicklungen statistisch auswertet.

    Große Storchentrupps

    Ein besonderes Phänomen, dass in den letzten Jahren vermehrt im Landkreis beobachtet wird, sind die großen Ansammlungen von sogenannten Junggesellen. Hierbei handelt es sich um noch nicht geschlechtsreife Störche beiderlei Geschlechts, die in größeren Trupps auf Nahrungssuche gehen. Letztes Jahr hatte sich Dahms einen Schlafplatz der Störche auf einem Strommast in Burg genauer angesehen. Dabei stellte er mehrere beringte Jungstörche mit Ringen von den deutschen Vogelwarten Helgoland, Hiddensee und Radolfzell fest. Aber es waren auch Jungstörche dabei, die in Polen, in Schweden, in Belgien und in den Niederlanden beringt wurden.
    Dahms vermutet, dass die gute Nahrungssituation im Landkreis für die Trupps verantwortlich ist.

    Nistplätze im Landkreis

    Die meisten Neststandorte befinden sich derzeit entlang der Oste und auf der Geest und sind vor allem künstliche Nisthilfen auf Holz- und Gittermasten, aber auch auf Bäumen und Dächern. Jedoch werden längst nicht alle angebotenen Nisthilfen von den Weißstörchen angenommen. Wichtig bei der Nistplatzwahl ist der umgebende Lebensraum mit einem guten Nahrungsangebot. Alle aktuellen Nistplätze und die Anzahl der ausgeflogenen Jungvögel sowie alle Informationen zum Weißstorch sind auf der Internetseite des Landkreises Stade bereitgestellt.

    Storchentrupp in den Schwingewiesen (Foto: Stefanie Voigt)

    Altstorch versorgt seine Jungen mit Wasser (Foto: Katja Freese)

    Schlafplatz der Störche auf einem Strommast in Burg (Foto: Janette Hagedoorn-Schüch)

    Störche auf Nahrungssuche auf einer überfluteten Nasswiese (Foto: Oliver Lange/NLWKN)

     

    Die Autorin
    Janette Hagedoorn-Schüch
    ist zuständig für Öffentlichkeitsarbeit im Naturschutzamt des Landkreises Stade.