Liebe Leserinnen und Leser,
es ist kein Wasserdrache der das Titelbild der neuen Ausgabe der Umwelt im Kreis 2020 ziert, sondern ein Kammmolch. Diese streng geschützte Amphibienart kommt bei uns im Landkreis Stade fast nur noch im FFH-Gebiet ‚Braken und Harselah‘ vor. Allerdings sind Schutzmaßnahmen wie etwa die Anlage neuer Laichgewässer notwendig, um den Bestand dieser gefährdeten Art zu sichern.
Vielleicht werden sich einige fragen, warum diese Art geschützt werden muss. Die heutige Artenvielfalt hat sich allmählich im Laufe der Erdgeschichte entwickelt und zu vielfach vernetzten Ökosystemen geführt. Sterben Arten aus, kann es zu Verschiebungen oder auch Ausfällen im Naturhaushalt führen. Hier sei als aktuelles Beispiel das ‚Bienensterben‘ genannt, wodurch die Bestäubungsleistung der Wildbienen und Hummeln für unsere Nutzpflanzen gefährdet ist. Somit ist ein möglichst umfassender Schutz der Artenvielfalt notwendig, um für eine intakte und lebenswerte Umwelt vorzusorgen. Zugleich ist der Artenschutz auch eine Verpflichtung gegenüber unseren eigenen Nachfolgegenerationen.
Dazu zeigt die aktuelle Umwelt im Kreis anhand einiger positiver Beispiele, wie Maßnahmen zum Artenschutz und zur Lebensraumverbesserung gelingen können. Als Alternative zur Energiegewinnung aus Mais werden an einigen Standorten im Landkreis mehrjährige Blühmischungen eingedrillt. Diese Pflanzen sind Energieträger und bieten Insekten, Niederwild und Vögeln Deckung und Nahrung.
Das Landkreis-Projekt ‚Summende Grundschule‘ gibt Schulkindern die Gelegenheit, mit selbst gebauten Nisthilfen Insekten zu schützen und deren Lebensweise genauer zu beobachten. Interessant ist auch das Thema Weißstorchschutz im Landkreis Stade. In den letzten Jahren stieg die Anzahl der Weißstorchbrutpaare an auf nunmehr 55 Brutpaare.
Zwei aktuelle Forschungsprojekte werden ebenfalls in der neuen Umwelt im Kreis vorgestellt. Zum einen geht es um ein Versuchskonzept zur Eichenverjüngung im Braken, das als Gemeinschaftsprojekt von Naturschutz und Forstwirtschaft durchgeführt wird. Zum anderen wurden von der Naturschutzstation Unterelbe Uferschnepfen besendert. Mit den ermittelten Daten soll erforscht werden, welche Zugrouten, Raststationen und Überwinterungsorte genutzt werden. Damit sollen Schutzbemühungen zielgenauer auch über Grenzen hinweg verbessert werden.
Die Umwelt im Kreis stellt auch die beiden neuen Mitarbeiter im Naturschutzamt vor: Inga Neunaber als Fachplanerin für Natura 2000-Gebiete und Hannes Wolff, der das Projekt „Klimaschutz durch Moorentwicklung“ bearbeitet. Weitere Themen sind die Aufwertungsmaßnahmen auf der Elbinsel Schwarztonnensand durch das Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt Hamburg, die Förderung von Kleinsthabitaten durch die LIONS- Naturschutz-Stiftung und das Müllvermeidungsprojekt Recup-Pfandbecher der Kreis-Abfallberatung.
Als besonderen Service bietet das Rote-Liste Zentrum ab sofort die Gefährdungskategorien und weitere Informationen zu rund 30.000 Tieren, Pflanzen und Pilzen online an. Ebenfalls neu ist die Internetseite des Vereins zur Förderung von Naturerlebnissen. Dort finden Sie neben den aktuellen Erlebnisangeboten auch digitale Tourenberichte zu allen Kiekerangeboten.
Ich wünsche Ihnen viel Freude bei der Lektüre!
Ihr
Landrat
Im Oktober 2020