Die Autorin
Janette Hagedoorn-Schüch
ist zuständig für Öffentlichkeitsarbeit im Naturschutzamt des Landkreises Stade.

Summende Grundschule in Wischhafen

Es ist viel los auf der bunten Blumenwiese an der Nils-Holgersson Grundschule, die im Vorjahr eingesät wurde. Dahinter haben die Kinder ein Insektenhotel mit vielen unterschiedlichen Nistmaterialien bestückt. „Jeden Tag entdecken sie neue blütenbesuchende Hummeln, Wildbienen und auch Schmetterlinge“, so Verena Marx-Dieckmann, Leiterin der Grundschule in Wischhafen, die sich letztes Jahr am Landkreis-Projekt ‚Summende Grundschule‘ beteiligt hat.

 

Um Kinder für Insekten zu begeistern, hatte der Kreistag 2019 Gelder für das Artenschutzprojekt zur Verfügung gestellt. Alle Grundschulen im Landkreis Stade wurden angeschrieben und konnten vom Naturschutzamt regionaltypisches Saatgut und ein Insektenhotel erhalten. Voraussetzung war lediglich die Zustimmung des Schulträgers und der Nachweis, dass eine etwa 100 m² große Fläche für die Einsaat einer Blumenwiese zur Verfügung steht. Insgesamt haben 13 Schulen zwischen Balje und Buxtehude am Bildungs- und Naturschutzprojekt ‚Summende Grundschule“ teilgenommen.

 

Für die Anfertigung der sogenannten Insektenhotels konnte die Manufaktur der Schwinge Werkstätten des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) beauftragt werden. Der Korpus aus Lärchenholz wurde so angefertigt, dass die einzelnen Gefache für die Kinder gut erreichbar sind. Als erstes Ausstattungselement wurde ein Eichenkantholz mit 190 vorgebohrten Löchern mitgeliefert. „Alle anderen Gefache haben unsere Schülerinnen und Schüler mit selbst gebastelten Insektennisthilfen bestückt“, erklärt Marx-Dieckmann „Eine Anleitung dazu wurde vom Kreis-Naturschutzamt mitgeliefert. Das Ergebnis kann sich sehen lassen!“ Die Kinder zeigten beim Ausstatten des Hotels großen Einsatz und waren sich dabei der Bedeutung ihrer Arbeit durchaus bewusst. Franka Becker, Klasse 3, erklärte: „Mir ist der Insektenschutz wichtig, weil wir dadurch unsere ganze Umwelt schützen können!“. Das Projekt regte auch während der Corona-Zeit zu weiteren Aktivitäten an. Die Schülerzeitung der Nils-Holgersson-Grundschule brachte eine „Corona-Ausgabe“ heraus, in der Tjorven Blanck, Klasse 3, eine ausführliche Bauanleitung für ein eigenes Insektenhotel im Garten schrieb und Nele Funck, ebenfalls Klasse 3, mit einer Fotoreportage zeigt, wie man zuhause ganz einfach Nistkästen selbst bauen kann. Das Projekt zieht somit über die Schule hinaus seine Kreise!

Keine Angst vor Stichen

Wildbienenarten, die Nisthilfen in einem Insektenhotel annehmen, stechen uns Menschen nicht. Sie haben zwar einen Giftstachel, mit dem sie Ihre Beute, vor allem Insekten und Spinnen, lähmen, aber dieser kann die menschliche Haut nicht durchdringen. Mit dem Bau der Insektennisthilfen und der Einsaat der Blühmischung können die Schulkinder nun einen faszinierenden Einblick in die spannende Lebensweise der Wildbienen bekommen. Anders als die Honigbiene leben Wildbienen nicht in einem Volk, sondern allein und werden als Solitärbienen bezeichnet. Als Blütenbestäuber spielen sie eine wichtige Rolle im Naturhaushalt.

Wildbienenschutz ist möglich

Leider ist der Bestand der etwa 550 Wildbienenarten in Deutschland in den letzten Jahren stark zurückgegangen, und viele Arten gelten als stark gefährdet. Neben den Nisthilfen in morschem Holz und in Pflanzenstengeln nisten die meisten Wildbienenarten in der Erde. Daher ist es für den Schutz der Wildbienen sehr sinnvoll, auch offene Bodenstandorte zu schaffen und zu erhalten. Vor allem ist es wichtig, das Nahrungsangebot für die Wildbienen zu erhöhen. Dazu können regionaltypische Blumensaatgutmischungen ebenso beitragen wie Kräuter, Stauden und Hecken aus heimischen Sträuchern wie Heckenrose, Holunder, Schlehe und Kornelkirsche. Auch im eigenen Garten und selbst auf dem Balkon gibt es Möglichkeiten sich für den Erhalt der Wildbienen einzusetzen.

Das "Insektenhotel" ist mit vielfältigen Materialien bestückt (Foto: Verena Marx-Dieckmann)

Die Schulkinder Thilo Wille, Emely Witt und Sally Kothe sind begeistert vom "Insektenhotel" (Foto: Verena Marx-Dieckmann)

Die ersten Wildbienen nutzen die Nisthilfen (Foto: Janette Hagedoorn-Schüch)

Schmetterlinge wie das Tagpfauenauge nutzen das Blütenangebot (Foto: Linnea Schüch)

 

Die Autorin
Janette Hagedoorn-Schüch
ist zuständig für Öffentlichkeitsarbeit im Naturschutzamt des Landkreises Stade.