Der Autor
Günther Bube

ist Kreisjägermeister und Leiter des Hegerings Oldendorf

Rebhuhnschutzprojekt in der Samtgemeinde Oldendorf-Himmelpforten

Das Rebhuhn, einst Charaktervogel der offenen Kulturlandschaft, war bis in die 1960er-Jahre eine bedeutende Federwildart. In den letzten Jahrzehnten sind die Bestandszahlen der Rebhühner jedoch drastisch eingebrochen, so dass die Art in Deutschland in der Roten Liste als stark gefährdet eingestuft wird.
Im Landkreis Stade gab es bis in die 80er Jahre teilweise noch gute Bestandszahlen. Doch im Schneewinter 1979 /80 ging die Zahl der Rebhühner erstmals dramatisch zurück. 1990 gab es dann nur noch 1,5 Paare pro Quadratkilometer. Mittlerweile hat sich der Paarindex noch weiter auf etwa 0,3 – 0,4 verringert. Da das Rebhuhn in Niedersachsen zu den jagdbaren Vogelarten gehört, sind die Jäger aufgerufen, diese Vogelart zu schützen, deren Bestand zu sichern und zu erhöhen. Das soll durch den Verzicht auf die Rebhuhnjagd und die Verbesserung der Lebensräume erreicht werden. Zusätzlich sollen die natürlichen Feinde wie Fuchs, Marder und Ratte durch eine konsequente Bejagung dezimiert werden. In einer Studie der Universität Göttingen wurde nachgewiesen, dass sich im Zusammenspiel der Maßnahmen ein positiver Effekt auf den Rebhuhnbestand erzielen lässt.

Lebensräume optimieren

2016 startete die Jägerschaft in den Revieren Blumenthal, Bossel, Brobergen, Burweg, Estorf, Gräpel, Kranenburg und Oldendorf mit einem Maßnahmenpaket für den Schutz der Rebhühner. Das Projektgebiet ist überwiegend durch eine große, zusammenhängende Feldflur mit angrenzender Marsch im Überschwemmungsbereich der Oste gekennzeichnet. Das Rebhuhn als Vogelart der halboffenen Landschaft benötigt Feldraine und Heckenstrukturen, um ausreichend Deckung zu haben. Das Projektgebiet bietet hier sehr gute Voraussetzungen. Es ist weitgehend frei von großen Bäumen, bildet aber mit einer Vielzahl von Hecken eine strukturreiche Landschaft. Zusätzlich hatten die acht beteiligten Reviere bereits im Vorwege mit der Anlage von Hegebüschen, Wildäckern und Blühstreifen versucht, den Bestand der Vögel zu sichern. Die Rebhühner brüten im Altgras genauso wie im Getreide. Doch sie leiden unter Nahrungsmangel. Was ihnen fehlt, ist ein reichhaltiges Angebot an Insekten und Spinnen im Frühjahr für die Jungenaufzucht sowie die Vielfalt der Ackerunkräuter, vor allem deren Samen, im Winterhalbjahr. Durch vermehrte Anlage von Blühstreifen und großen Blühflächen ist das Nahrungsangebot besonders auch für die Küken seit Projektbeginn erheblich verbessert worden.

Prädatorenmanagement

Neben der Verbesserung des Nahrungsangebots und des Lebensraumes ist es notwendig, die natürlichen Feinde, die sogenannten Prädatoren zu dezimieren. Erfahrungen aus dem Wiesenvogelschutzprojekt in Nordkehdingen konnten teilweise auf das Rebhuhnschutzprojekt in der Samtgemeinde Oldendorf-Himmelpforten übertragen werden. Die beteiligten Reviere wurden jeweils mit einer Betonwipprohrfalle und einer Kunststofffalle ausgestattet. Diese wurden von der Jägerschaft Stade kostenfrei zur Verfügung gestellt. Um die Fallen rund um die Uhr bewachen zu können, wurden Fallenmelder angeschafft, die per Smartphone das Auslösen der Falle anzeigen. Damit kann eine tier- und naturschutzkonforme Bejagung gewährleistet werden, ohne das ständig vor Ort kontrolliert werden muss.

Erste Ergebnisse

Das Maßnahmenpaket zum Schutz der Rebhühner ist in den acht Revieren über einen Zeitraum von fünf Jahren angelegt. Jeweils im März/April eines jeden Jahres findet eine Kartierung der balzenden Hähne statt. Zusätzlich werden die Küken führenden Hennen im Frühsommer erfasst.
Nach zwei Jahren ergibt sich bezüglich der Bestandsdichte der Rebhühner ein sehr unterschiedliches Ergebnis. Während der Bestand in Estorf und Gräpel gleichbleibend war, stieg in allen anderen Revieren die Anzahl der Rebhühner leicht an.


Die Dezimierung der Prädatoren hat sich durch die Fallenjagd erheblich verbessert, was sich auch in der Abschussliste des Hegerings Oldendorf widerspiegelt. Allerdings können durch das vermehrte Auftreten von invasiven Arten wie Waschbär und Marderhund weiter hohe Verluste für den Rebhuhnbestand entstehen.


Mit Hilfe der Landwirte vor Ort können durch die Anlage von Blühstreifen, Wildäckern und Stoppelbrachen die Lebensräume der Rebhühner und auch die Insektenvielfalt weiter optimiert werden. In den nächsten drei Jahren ist daher eine enge Zusammenarbeit der Jägerschaft mit den Landwirten geplant, um weitere Maßnahmen für den Rebhuhnschutz durchzuführen.

Ein Rebhuhnpaar: vorne der Hahn, hinten die Henne (Foto: Dr. E. Gottschalk)

Eine Rebhenne mit Küken (Foto Dr. E. Gottschalk)

Aussaat eines Blühstreifens auf einer Ackerfläche (Foto: C. Schmidt)

Blühstreifen entlang eines Maisackers (Foto: H.-J. Schaffhäuser)

Betonwipprohrfalle vor dem Einbau (Foto: G. Bube)

 

Der Autor
Günther Bube

ist Kreisjägermeister und Leiter des Hegerings Oldendorf